Hilfe für Albanien - Ein Reisebericht von Sr. Cornelia
Ende April durfte Sr. Cornelia eine Reise in das vom Kommunismus zermürbte Albanien antreten. Gemeinsam mit Hermine Naderer (Initiatorin des Albanienhilfe-Arbeitskreises Ardagger) und ihrem Team trat sie die lange Reise nach Fushe-Arrez in Nordalbanien an. Dort besuchten sie Sr. Bernadette und Sr. Gratias, die seit nunmehr 20 Jahren im Norden des verarmten Landes leben, um dort hilfreich den Wiederaufbau voranzubringen.
Die Albanienhilfe-Arbeitskreis Ardagger unterstützt die beiden Schwestern mit finanzieller Hilfe beim Aufbau von Häusern für die Bewohner und versorgt sie mit Hilfsgüter aus dem Mostviertel.
Die Gruppe besuchte auch die Familien Ded Gjinaj und Pjerin Gjinaj in Fshat Fushë-Arrëz. Die beiden Familien zählen insgesamt 16 Personen und leben gemeinsam unter einem Dach. Die Hilfsgruppe aus Ardagger unterstützt auch deren Haus- und Dachreparatur mit finanzieller Hilfe.
Sr. Cornelia beschreibt ihre Eindrücke und Erfahrungen von der Albanienreise (25. - 29. April 2015):
"Schon die Hinfahrt war eine sehr schöne Erfahrung, es war ein gutes Miteinander, bei dem so deutlich spürbar wurde:
Wir haben nicht nur äußerlich ein gemeinsames Ziel, sondern uns verbinden die beiden Schwestern Gratias und Bernadette in Fush Arrez. Auf der ganzen Fahrt war in mir eine große Vorfreude auf sie. Als wir am Sonntag um ca. 14:30 Uhr ankamen wurden wir herzlich begrüßt – für die meisten war es ein Wiedersehn – für mich war alles neu.
Jemand aus unserer Gruppe drückte das so aus: „Wenn man zu den Schwestern kommt, ist das wie ein Nach- Hause- Kommen!“ Wir wurden auch begrüßt von P. Andreas Waltermann (Kapuziner) und Sr. Martina aus Sießen.
Um 15:00 Uhr begannen die Feierlichkeiten zu ihrem Jubiläum in der Kirche. Obwohl ich die Sprache nicht verstand, war ich überwältigt von der Lebendigkeit und der Fröhlichkeit dieser Menschen. Um 17:00 Uhr war dann die Festmesse mit Bischof Lucian Avogostina und 6 Priestern. Ein alter Priester fiel mir besonders wegen seiner gebückten und aber sehr andächtigen Gebetshaltung auf. Von Ihm wurde mir erzählt, dass er unter dem Kommunismus 20 Jahre lang im Gefängnis war. Das bewegte mich sehr und ich sah in ihm einen großen Glaubenszeugen.
Nach der Messe sprach eine junge Frau über das Wirken der beiden Schwestern und oft wurde geklatscht. Sie selber machten einen ganz bescheidenen Eindruck. Anschließend - beim Gratulieren - kam die innige Beziehung der Menschen dort zu Sr. Gratias und Sr. Bernadette so richtig zum Ausdruck.
Dann gab es ein Festessen, was mich wieder in Staunen versetzte, denn es wurden u.a. 2 gebratene Zicklein im Ganzen aufgetischt. Vielen schmeckte dieses Fleisch sehr gut – ich wurde lieber satt bei Kartoffel, Käse, Gemüse etc. Anschließend waren wir Gäste aus Deutschland und Österreich noch lange zusammen.
Am Montag fuhren Anna, Magdalena, Lukas und ich mit P. Andreas zu einer Baubesprechung, bei der es um ein Dach ging, das erneuert werden soll. P. Andreas und sein guter Maurerpolier Josef nahmen alles auf und es wurden grundlegende Vereinbarungen getroffen. Für mich war es besonders schön, weil ich wirklich „unser Haus“ sah, bei dem wir im Kindergarten von den Spenden beim Bauernmarkt das Dach finanzieren. Herr Lukas Steinwendtner von der Caritas St. Pölten ergänzt, was noch fehlt an der Summe.
Anschließend fuhren wir mit P. Andreas zu den Kirchen, die er mit den Leuten gebaut hat und wo er die Gottesdienste feiert. Auf der Fahrt zeigte er oft auf Häuser, die die Kirche gebaut hat. Er nennt das deshalb immer so, weil er überzeugt ist, dass er nur weitergeben kann, was er von den Menschen auswärts bekommt und das ist meist von kirchlicher Seite. Alles war sehr schlicht und einfach, aber auch schön und mit Fantasie gestaltet.
Am Nachmittag fuhren wir mit einem Angestellten der Schwestern lange Strecken in den Bergen. Es war sehr abenteuerlich und Gott sei Dank kamen wir gut an. Dann besuchten wir eine Familie, die auch von der Kirche bereits ein neues Haus bekam.
Wir wurden herzlich empfangen. Statt der Einladung zum Racci (Schnaps) nahm ich lieber mit den beiden kleinen Buben Kontakt auf. Die Osterhasen, die ich mitgenommen hatte, die „Anknüpfungspunkte“. Ohne Sprache ist es schwieriger, aber das Spiel mit den Hasen verband uns.
Dann besuchten wir das Haus am Stausee. Noch nie in meinem Leben habe ich derartige Wohnverhältnisse gesehen. Wieder fand ich recht gut Zugang zu dem ca. 5 jährigen Mädchen. Sie schaute uns an, als kämen wir von einer anderen Welt – was ja auch stimmt. Als wir von dieser Familie weggingen, weinte ich vor Betroffenheit. Hermi tröstete mich und sagte: „Schau, deshalb sind wir ja da, damit diese Menschen auch ein neues Haus bekommen!“ Als wir am Abend zurückkamen, trafen wir auch die Gäste aus Deutschland und wir tauschten unsere Erfahrungen von den Besuchen bei den Menschen aus.
Am Dienstag stand ich früh auf, ging hinaus auf das Gelände der Missionsstation und betete um Schutz und Segen für alles. Vorher hatte ich noch eine Mutprobe zu bestehen, nämlich an den vier Wachhunden vorbei zu kommen und diese auch zu beruhigen. Dann betete ich mit den Schwestern die Laudes – zum Glück auf Deutsch - und dann feierten wir mit P. Andreas die HL. Messe. Anschließend blieb noch etwas Zeit für einen kurzen Besuch im Kindergarten, wo ich ebenfalls Osterhasen austeilte.
Um 8:30 Uhr machten wir ein Erinnerungsfoto und dann verabschiedeten wir uns. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrungen. Es gäbe noch viele Details zu erzählen und ich tue es gerne, wenn mich jemand danach fragt. Sehr dankbar bin ich für den Arbeitskreis „Albanienhilfe Ardagger“, weil durch sie wirklich direkt geholfen wird. Ich bin auch dankbar meinen Mitschwestern, mit deren Mithilfe, Interesse und Verständnis ich rechnen darf."